Der Verein Veteran Flambeau Club Berlin hatte zusammen mit iNTEGRiTUDE e.V. zu einem international besetzten Familienfest mit Fußballturnier eingeladen, einem Fest für Kinder und Familien unterschiedlicher Herkunft. Ausgerichtet wurde das Turnier auf dem Abenteuerspielplatz in der Tegeler Straße im Berliner Wedding. Dieser Ort ist seit langem Treffpunkt und Sammelpunkt für Kinder und Jugendliche und wird von dem Telux geleitet, einem Verein, der seinen Namen aus den Anfangssilben Tegeler Straße und Luxemburger Straße entlehnt. Wie wir erfahren, handelt es sich um den ältesten Abenteuerspielplatz Deutschlands. Er wurde in der zweiten Hälfte der 60iger Jahre aufgebaut und ist mit seinen aufgeständerten Holzhütten, Holzbrücken und Holzgerüsten von Baracken umgeben.
Maria, Hacky und Bastian haben die jungen Abenteurer fest im Griff und haben immer ein offenes Ohr bei Spielorganisationen, Spielregeln und Spielabläufen.
Auch an diesem Tag wird die Kompetenz von Bastian gesucht. Insbesondere die Zusammenstellung der Mannschaften erfordert viel Durchsetzungsvermögen und gute Nerven. Wenn auch tags zuvor die jungen Fußballer schon in Gruppen eingeteilt wurden, scheint heute wieder alles vergessen zu sein. Bastian mit Narcisse Djakam, der Vorsitzender des Vereins iNTEGRiTUDE e.V. haben alle Mühe, die sechsköpfigen Mannschaften neu zu mischen.
Wir haben von dreizehn Uhr an die Erlaubnis, den Ort für unsere Vorbereitungen zu nutzen, denn es muss viel organisiert werden: Tische müssen aufgestellt und gesäubert werden und es muss entschieden werden, wo der Grill, die Musikanlage, das Mischpult und die Boxen aufgebaut werden sollen. Es wird mehr Raum benötigt, als ursprünglich gedacht, aber wir kriegen alles unter dem Dachvorbau unter. Dieser ist auch erforderlich, denn das Wetter spielt nicht wie erhofft mit: es nieselt und zuweilen ist es ein wenig unbehaglich. Um 15 Uhr soll das Turnier beginnen. Zwei Stunden Aufbau, so stellen wir fest, ist gar nicht so viel.
Bei Turnierbeginnt rückt das Wetter in den Hintergrund, denn auch der Regen kann nichts an der ausgelassenen Stimmung bei den Teilnehmenden ändern. Es herrscht ein fröhliches Treiben auf dem Abenteuerspielplatz. Manche Kinder und Jugendlichen tanzen zur Musik, andere sitzen auf der Tribüne und feuern die Mannschaften an, die auf dem Feld Fußball spielen. Dafür, dass es auch in den Spielpausen nicht langweilig wird, sorgen zwei Mädchen. Sie haben Lieder einstudiert, die sie zwischen den Spielen vortragen, während sie von einer Betreuerin mit der Gitarre begleitet werden. Um den Hunger zu stillen, gibt es leckeres Essen vom Grill.
Ich suche mir einen Ort, wo ich in Ruhe meine Aufzeichnungen machen kann. Dies wird der ganz zentral stehende sogenannte Kinderstammtisch sein, an den ich mich immer wieder von meinen Ausflügen als rasender Reporter zurückziehen kann.
Ich suche einen Gesprächspartner des Veteran Flambeau Club Berlin e.V. und werde in Armand Youbi fündig, dem zweiten Vorsitzenden des Fußballvereins. Er ist gewillt und genug eingeweiht, um mir die wichtigsten meiner Fragen zu Verein und Fest zu beantworten. So erfahre ich, dass das Mindestalter bei 35 Jahren liegt und er selbst mittlerweile 47 ist. Früher hat die Aufnahmeuntergrenze bei 25 Jahren gelegen, aber erst jetzt wird der Veteran Flambeau Club Berlin seinem Namen gerecht. Er ist zwar fest in Kameruner Hand, aber offen für alle Nationalitäten und verfügt auch über eine Jugendabteilung. Diese steht heute beim Turnier im Vordergrund und bildet den Grundstock für drei der insgesamt sieben teilnehmenden Jugendmannschaften. Armand wollte ursprünglich eine Verteilung und Selektion in Kinder (7-9 Jahre) und Jugendliche (10 -13 Jahre), faktisch waren die Mannschaften aber schließlich altersmäßig durchmischt und – wie nicht anders zu erwarten – zusammengesetzt aus Kindern des Vereins wie auch deren Freunden.
Armand berichtet über den Verein, dessen Mittelpunkt der Fußball ist, auch in seinen sozialen und helfenden Implikationen. Er fühlt sich gegenüber Asylbewerbern verpflichtet und nennt explizit der Vereinsvorsitzender Herr Parfait Ngankam, der für diesen Personenkreis Aufgaben administrativer und koordinativer Art übernommen hat.
Einmal im Monat wird im Sprengelhaus in der Sprengelstraße eine offene Versammlung abgehalten, die sich an alle Interessierten richtet.
Doch der Fußball soll nicht zu kurz kommen: jeden Sonntag findet ein Training im Poststadion an der Lehrter Straße statt, umrahmt von Essen und Trinken. GEMEINSCHAFT wird groß geschrieben, dies spürt man auch heute auf dem Fest: es geht lebhaft zu.
Text und Foto: iNTEGRiTUDE.ORG